Die Erfolgsgeschichten sowohl der Formel 2 als auch die des Hockenheimrings sind fast untrennbar miteinander verbunden. So wie auch die von Hans-Joachim Stuck.

Er ist der „König des Motodroms“. Und jenes Rennen, das diesen Nimbus maßgeblich mitgeprägt hat, war der Lauf zur Formel-2-Europameisterschaft 1974 im Rahmen des Jim Clark Gedächtnisrennens in Hockenheim. „Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke“, gesteht der mittlerweile tatsächlich 69-Jährige. „Ich werde nie diesen unbeschreiblichen Moment vergessen, als ich nach Runde 1 in Führung liegend von der langen Waldgeraden in diese Stadion-Atmosphäre eingetaucht bin. Das Jubeln der Fans auf den randvollen Tribünen und das Knallen der Böller habe ich heute noch im Ohr.“

Hans-Joachim Stuck, damals wie heute meist „Strietzel“ genannt, gewann das Rennen in seinem March-BMW. Wegen einigen Ausfällen zur Saisonmitte verlor er zwar den EM-Titel letztlich an seinen Teamkollegen Patrick Depailler, die Formel 2 aber nimmt in der großen Karriere des gebürtigen Grainauers einen besonderen Stellenwert ein.

„Speziell die 1974er-Saison war extrem hart umkämpft, mit Topleuten wie Patrick Depailler, Tom Pryce, Jacques Laffite, Jean-Pierre Jabouille, John Watson, David Purley oder Patrick Tambay. Es gab mehrere Chassis-Hersteller und dazu den legendären Vierzylinder-Motor von BMW-Motorenpapst Paul Rosche. Mein March-BMW war ein großartiges Auto“, erinnert sich Stuck. „Der Sieg in Hockenheim war mein erster großer in der Formel 2. Vor lauter Begeisterung habe ich in der letzten Kurve vor der Zielflagge noch einen schönen Drift hingelegt. Das war ein ganz besonderer Moment in meiner Karriere.“ Wohlgemerkt: Eine Karriere, die unter anderem noch je zwei Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Le Mans und Nürburgring, deren drei bei den 12 Stunden von Sebring, zwei Langstrecken-WM-Titel, den Gewinn der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft 1990 sowie zwei Podestplätze in der Königsklasse des Motorsports, der Formel 1, beinhalten sollte.

Für Jim Clark hegt Strietzel große Bewunderung, auch wenn die beiden auf Grund des Altersunterschieds (Stuck wurde 1951 geboren, Clark 1936) und des leider allzu frühen Tods des Schotten nie ein Rennen gegeneinander bestritten hatten. „Ich habe ihn aber mal kennengelernt, ein unheimlich feiner Kerl und als Rennfahrer ganz sicher ein Leitbild“, betont Stuck. „Clark war auch einer jener Rennfahrer, die alles gefahren sind, was damals für Spitzenpiloten normal war. Clark gehört hier in eine Kategorie mit Ronnie Peterson oder Tom Pryce. Von diesen Allroundern gibt es heute nicht mehr viele. Und in den meisten Fällen dürften sie es auch gar nicht, weil sie ihr Arbeitgeber niemals freistellen würde. Ich erinnere mich an ein Wochenende, an dem ich am Samstag Formel 1 in Brands Hatch und am Sonntag Tourenwagen in Diepholz gefahren bin. Heute wäre das undenkbar.“

Den Reiz historischer Rennveranstaltungen sieht die bayerische PS-Legende just in der Wiederbelebung einer Zeit, in der Motorsport weniger perfekt, aber auch unbekümmerter und nahbarer war als heute: „Der Fahrer war einfach mehr gefordert. Ich erinnere mich an einen Grand Prix in Monaco, in dem ich etwa 1300 Mal schalten musste – mit H-Schaltung und unsynchronisiertem Getriebe, also immer mit Zwischengas. Die Aerodynamik spielte eine untergeordnete Rolle, die Autos bewegten sich viel mehr, schwänzelten beim Anbremsen und kamen in den Kurven quer. Die Zuschauer waren hautnah dran. Diesen diesen besonderen Reiz erleben die Fans bei Veranstaltungen wie der Bosch Hockenheim Historic auch heute noch.

Derzeit wird nach einem adäquaten Ersatztermin für die Bosch Hockenheim Historic (ursprünglicher Termin: 24. bis 26. April 2020) gesucht. Sobald es dazu Neuigkeiten gibt, erfahren Sie dies über unsere Kanäle. Vielen Dank für Ihr großes Verständnis und Ihre Unterstützung!